Events 2002 - Kunsthalle Emden, Germany

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DER AUSSTELLUNGSHÖHEPUNKT ZUM JAHRESWECHSEL

Der Akt ist eines der ältesten und faszinierendsten Motive in der bildenden Kunst überhaupt. Von der Rolle des antikisierenden Ideals oder passiven Modells für christliche und mythologische Themen befreit, erlebt der Akt in der Kunst des 20. Jahrhunderts eine bis dahin ungeahnte differenzierte Erweiterung seiner inhaltlichen und formalen Ausdrucksmöglichkeiten. Die künstlerische Auseinandersetzung mit dem nackten Körper erhält damit einen neuen Sinn: Der Begriff »Akt« steht im 20. Jahrhundert für die ganze Breite künstlerischer Darstellungen des nackten Körpers vom naturalistischen Abbild bis zum »Körperbewußtseinsbild«, von der Vergewisserung des eigenen Körpers bis zum entgrenzenden Experiment.

Mit über 200 Leihgaben aus internationalen Museen und Privatbesitz von mehr als 90 namhaften Künstlern bietet die bislang größte Ausstellung der Kunsthalle in Emden einen umfassenden Überblick auf die großartige Vielfalt der Aktkunst des 20. Jahrhunderts bis in die Gegenwart. Unter den präsentierten Künstlern finden sich bekannte Namen wie Paul Cézanne, Auguste Renoir, Paula Modersohn-Becker, Pierre Bonnard, Pablo Picasso, Man Ray, Ernst Ludwig Kirchner, Imogen Cunningham, Egon Schiele, Suzanne Valadon, Edvard Munch, Otto Dix, Alberto Giacometti, Willem de Kooning, Yves Klein, Tom Wesselmann, Louise Bourgeois, Francis Bacon, Henry Moore, Kiki Smith, Lucian Freud, Marlene Dumas, Nobuyoshi Araki, Bettina Rheims und Bill Viola, aber auch zahlreiche bislang weniger bekannte Künstler, deren Arbeiten ganz neue Perspektiven auf die Thematik öffnen.

Das Motiv des unbekleideten Körpers bietet geradezu unerschöpfliche Möglichkeiten, die Sicht des Menschen auf sich selbst, seine Ideale, Ängste, Hoffnungen und Träume darzustellen. Im gleichen Maße, wie der körperlich aktive Mensch im 20. Jahrhundert durch Industrialisierung und Rationalisierung an Bedeutung verliert, avanciert der Körper in der Kunst zum zentralen Thema: Sein drohendes Verschwinden in der Wirklichkeit scheint seine Rehabilitierung in der Kunst zur Folge zu haben. Die Künstler suchen nach immer neuen Ausdrucksformen, die sich mit dem Körper in unterschiedlichsten Kontexten befassen.

Zugunsten einer spannungsreichen Gegenüberstellung ganz unterschiedlicher Kunstwerke sieht die Ausstellung bewusst von einer chronologischen und stilistischen Gliederung ab. So treten etwa hochkarätige Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen der klassischen Moderne in einen Dialog mit Fotografien, Videoarbeiten und Installationen der Gegenwart. Die Ausstellung macht Konstanten, Brüche und Innovationen auf spannende Weise erkennbar und untersucht, wie die Kunst des 20. Jahrhunderts mit dem Motiv des nackten Körpers umgeht, welche Fragen die Künstler beschäftigen, welche Möglichkeiten sie sich erarbeiten, wie sie den Körper einsetzen und, nicht zuletzt, welche Tabus sie brechen.

Der Kult um Ernährung, Sport, Schönheit und Sexualität hat in den westlichen Wohlstandsgesellschaften großen Einfluss auf den Alltag gewonnen. Die Beschäftigung mit dem eigenen Körper nimmt einen zentralen Platz im privaten Leben ein. Nach der technischen steht seine gentechnische Eroberung offenbar kurz bevor. Die medizinischen Fortschritte eröffnen enorme Möglichkeiten der Heilung und Veränderung des Körpers. Trotz der Bilderflut nackter Menschen in den Massenmedien hat der Akt in der Kunst nichts von seiner Brisanz verloren.

Nicht zuletzt durch die Kunst ist der Körper im 20. Jahrhundert zum »Ort der persönlichen Identität« geworden. Im Spannungsfeld stets wechselnder ästhetischer, moralischer, wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Normen ist die Aktkunst eine Reflexionsfläche und ein Impulsgeber für Entwürfe und ein kontinuierliches Korrektiv der Definition des Menschen. Als einzig verbleibender Ort des vermeintlich Wahren und Authentischen ist der Körper des Menschen, dessen Fühlen und Erleben im 20. Jahrhundert in das Zentrum verschiedenster Interessen gerückt.

Wie im Leben wird der Körper auch in der Kunst immer wieder auf die abenteuerliche Reise zwischen Experiment und Vergewisserung geschickt.

 


 

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